Ida P. Rolf
Rolfing wurde in den 1950er Jahren von der Biochemikerin Ida P. Rolf über Jahrzehnte entwickelt. Als Wissenschaftlerin studierte sie vor allem die Eigenschaften des menschlichen Bindegewebes und beschäftigte sich nebenher mit Yoga, Ostheopathie und Homöopathie. Aus dieser Palette von Betrachtungsweisen entwickelt sie schließlich das Konzept der strukturellen Integration.
Ida p. Rolf sah den Grund für viele körperliche Beschwerden und Probleme darin, dass die meisten Menschen im Laufe ihres Lebens im wahrsten Sinne aus dem Lot geraten und sich dadurch auf ständigem Kriegsfuß mit der Schwerkraft befinden.
Ist der Körper einmal aus dem Lot, so ist zunehmend mehr Energie für unsere alltäglichen Aktivitäten erforderlich. Stehen und Gehen werden mühsamer, aufrechtes Sitzen fällt schwer und führt zu schneller Ermüdung. Eine verbesserte Ordnung in der Aus- und Aufrichtung unseres Körpers führt nach Ansicht von Ida Rolf zu einer Verringerung von unnötigen Spannungen, zu mehr Ökonomie in unseren Bewegungen und damit zu weniger Ermüdung, geringerem Verschleiß und weniger Schmerzen - kurz, zu allgemeinem Wohlbefinden. Der Anspruch von Ida Rolf ging über die reine Verbesserung der Funktion hinaus.
Sie war überzeugt, dass eine verbesserte Körperstruktur auch positive Auswirkungen auf die emotionale und spirituelle Weiterentwicklung des Menschen hat.
Die Lebensgeschichte von Ida P. Rolf (1896 -1979, USA) gibt uns einen Einblick in die Hintergründe der Entstehung und Entwicklung der strukturellen Integration. Ida Pauline Rolf wird 1896 als Tochter eines deutschstämmigen Vaters in New York geboren. Sie erlangt 1916 einen Abschluss am New Yorker Bernard College. Bereits vier Jahre später promoviert sie in Biochemie an der renommierten Columbia University in New York. Schon hier zeigt sich ihr Pioniergeist, der sich durch ihr gesamtes späteres Leben ziehen wird. Sie ist eine der ersten Frauen überhaupt, die in den USA einen Doktortitel in einem naturwissenschaftlichen Fach erwirbt.
Die folgenden zwölf Jahre arbeitet sie als Wissenschaftlerin an einer der führenden medizinischen Forschungs-kliniken der USA, dem New Yorker Rockefeller Institute und beschäftigt sich dabei mit Forschungsprojekten in Chemotherapie und organischer Chemie. Während eines längeren Aufenthalts in Europa studiert sie an der Eidgenössischen technischen Hochschule in Zürich Physik und Mathematik und belegt Kurse in homöopatischer Medizin in Genf.
In dieser Zeit beginnt Ida Rolf sich für den menschlichen Körper und seine Heilung zu interessieren. Aufgrund eines Reitunfalls in ihrer Jugend leidet sie immer wieder an Rückenschmerzen und Lungenbeschwerden. Die Behandlungsmöglichkeiten der Schulmedizin sind in jenen Tagen sehr begrenzt. Es passt zu Ida Rolfs Persönlichkeit, dass sie sich mit dieser Situation nicht abfinden will und stattdessen nach alternativen Methoden der Behandlung sucht. Dabei stößt sie auch auf manuelle Methoden wie Ostheopathie und Chiropraktik, die sich damals noch in der Entwicklung befanden. Behandlungen mit diesen Methoden bringen ihr große Erleichterung. Sie beginnt auch sich für Yoga zu interessieren, lange bevor die Lehre in der westlichen Welt ihre heutige Popularität erlangt. Viele Jahre ist sie Teil einer Gruppe, die Yoga praktiziert und unterrichtet. Durch diese intensive Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper erfährt Ida Rolf, dass Körperhaltung und Bewegungsmuster nicht unabänderlich sind, sondern dass wir sie aktiv beeinflussen können. Die Erfahrung des positiven Zusammenwirkens von manueller Behandlung und Übungen, bei denen der Körper systematisch gedehnt und ausgerichtet wird, ist dabei ein Schlüsselerlebnis. Aus dieser Kombination wird sie später wichtige Grundelemente für die Entwicklung ihrer eigenen Behandlungsmethode ableiten.